Montag, 25. November 2013

Grossrat lehnt jeden Strukturwandel bei den Kirchen und den Pfarrerlöhnen kategorisch ab

Mit zwei Motionen wollten die Grünliberalen die Pfarrerlöhne in das kantonale Sparpaket einbeziehen und gleichzeitig einen Strukturwandel einläuten.

«Es ist finanzpolitisch unverantwortlich und gesellschaftlich schlicht nicht mehr zeitgemäss, dass im Kanton Bern die Pfarrerinnen und Pfarrer über das Kantonsbudget und nicht über die Kirchensteuern bezahlt werden», meinte glp-Fraktionspräsidentin Franziska Schöni-Affolter. Leider war der Grossrat nur zu einer symbolischen Sparmassnahme, aber zu keinerlei Strukturwandel bereit. Während in anderen Bereichen mit dem Rasenmäher gespart wird, werden die Kirchen im Kanton Bern weiter mit Samthandschuhen angefasst.

Während der Regierungsrat bei Infrastruktur, Bildung und Sozialem sparen wollte, sollten die Kirchen gänzlich vom Sparpaket verschont bleiben. Dafür haben die Grünliberalen keinerlei Verständnis und begrüssen es folglich, dass der Grossrat die mit über 70 Millionen budgetierte «Pfarramtliche Versorgung» im Jahr 2014 immerhin um 2 Millionen senken möchte, auch wenn das eher symbolischen Charakter hat.

Vor diesem Hintergrund ist es aber völlig unverständlich, dass sich der Grossrat nicht hinter die Motionen der Grünliberalen stellte, die den für nachhaltige Sparmassnahmen nötigen Strukturwandel eingeleitet hätten. So lehnte es der Grossrat ab, dass Kirchgemeinden nicht mehr unabhängig ihrer Grösse mindestens 60 Pfarrstellprozente vom Kanton bezahlt erhalten. «Es kann doch nicht sein, dass wir in Zeiten höchsten Spardrucks Kleinstkirchgemeinden mit 200 oder weniger Mitgliedern aus dem kantonalen Budget eine 60 prozentige Pfarrstelle bezahlen», begründete Franziska Schöni-Affolter ihre leider abgelehnte Motion.

Grossrat lehnt selbst Diskussion über das Verhältnis von Kirche und Staat ab

Auch die zweite Motion der Grünliberalen, die verlangte, dass der Kanton künftig auf die Bezahlung der Pfarrerlöhne verzichtet und mit den Kirchen stattdessen Leistungsverträge für ihre gemeinnützigen Tätigkeiten abschliesst, wurde von allen anderen Fraktionen bekämpft. Die Grünliberalen waren deshalb ohne Begeisterung dazu bereit, diesen Vorstoss in ein unverbindliches Postulat zu wandeln. Es ist erschreckend, dass selbst dieser Prüfauftrag, der nur ein Bericht zum Verhältnis von Kirche und Staat und den staatlich bezahlten Pfarrerlöhnen zur Folge gehabt hätte, klar abgelehnt wurde. Das zeigt, was für eine Macht die Kirchen im Kanton Bern nach wie vor haben. Während in anderen Bereichen mit dem Rasenmäher gespart wird, werden die Kirchen weiter mit Samthandschuhen angefasst.